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Klaus und Dorothe von Flüe

Veröffentlicht: 08.01.2010

Gesänge mit religiöser Kraft

Flawil. Die dramatische Geschichte um den Schweizer Landesheiligen Bruder Klaus hat Peter Oberholzer zu einem Musical verarbeitet. 200 Zuschauer sahen fasziniert die Aufführung in Flawil.


Bernard Marks

Mittelalterliche Kostüme waren am vergangenen Sonntag in der St. Laurentius Kirche in Flawil zu sehen. Es sang ein Chor und Musik erklang von einem Hackbrett, einer Geige, einem Cello und einem Piano.

Das Musical basiert auf dem Buch «Ich, Bruder Klaus» von Pirmin Meier, der in diesem Werk das zeitgeschichtliche Umfeld des Nationalheiligen Bruder Klaus und seiner Frau Dorothe darstellt. Am Gallustag im Jahr 1467 verlässt Niklaus von Flüe unter wütendem Protest der ältesten Söhne seine Frau Dorothe und seine zehn Kinder. Klaus ist 50 Jahre alt und sucht das Abenteuer mit Gott. Dies geschieht aber nicht freiwillig. Rätselhafte Anfälle treiben ihn dazu und Visionen suchen ihn heim. Das eigennützige Verhalten seiner Landsleute widert ihn an. Klaus will als Pilger in die weite Welt ziehen, wofür er mit viel Mühe schliesslich die Einwilligung seiner Frau Dorothe bekommt.

Menschen so nah

Für seine Mitmenschen war Bruder Klaus schon sehr bald heilig. Sie unterstützten ihn und erbauten ihm eine Klausel unweit des Hauses seiner Familie. Er war ein angesehener Mann, nur in der Familie sah man ihn als «Spinner». Mit dem Musical wird Bruder Klaus als Mensch aus Fleisch und Blut dargestellt, ausgewählte Stationen und historische Zeugnisse kommen in der Geschichte vor. «Dorothe, seine Frau, rückt heute mit der Frauenbewegung immer näher an die Heiligkeit ihres Mannes heran, denn sie hat ihn stest in eindrucksvoller Art unterstützt», erklärt Oberholzer. Selten habe er zwei Menschen erlebt, die sich so nah waren.

Peter Oberholzer, Gemeindeleiter der Katholischen Pfarrei Heiligkreuz in St.Gallen, ist immer auf der Suche nach Geschichten aus der Vergangenheit. Er verarbeitet «Hoffnungsgeschichten» und versucht diese mit seiner spezifischen Verkündigungssprache, die ins Herz der Zuhörer geht, zu vertonen. Einer schönen Melodie könne man sich eben nicht entziehen. «So bekommt der Zuhörer ein Stück Hoffnung und kann in den Problemen der Figuren seine eigenen Probleme aufarbeiten», erklärt Oberholzer. Aus diesem Grund erreichen Oberholzer nach seinen Aufführungen immer wieder dankbare Briefe. «Die Menschen verdauen mit Hilfe der Geschichten und der Musik ihre Probleme in Zusammenhang mit dem Glaubenskontext», so Oberholzer. Es sei wie ein Stück Erlösung, die immer noch ausstehe.
Begeistertes Publikum

Oberholzer ist nur zufällig dazu gekommen, Musicals zu schreiben. «Ich habe einfach einmal damit begonnen, Geschichten zu schreiben. Dann habe ich die Musik dazu gesungen und ein befreundeter Organist hat sie in Noten aufgeschrieben. Ich bin ein reiner Autodidakt, mit allen Schwächen. Ich muss die Musik in mir hören und dann geht sie auch in andere Herzen.» So war es auch am vergangenen Sonntag. «Das Stück ist sehr gut angekommen bei den Leuten», meint Oberholzer, der nach der Vorstellung viel Lob und Komplimente erntete. «Wir waren beeindruckt über die tolle Resonanz in Flawil», erklärt Oberholzer begeistert.